Das Gute an Gemischtwarenläden in Japan ist, dass sie rund um die Uhr offen sind. Ein Riesenvorteil, wenn man sich Zeitlich verschätzt und doch bereits gegen 6:30 abfahren muss.
Während meiner Planungsphase gabs wohl mal einen Kurzschluss, so nahm ich an, dass das heutige Ziel Tomamu, lediglich rund 55 Minuten von Biei entfernt sei. Das Positive an einer wiederum kurzen
Nacht, ich hatte frühmorgens Zeit nochmal einen Blick auf die Karte zu Werfen: 1h 55min geplante Fahrzeit sprach Google Maps! Wupps ... Ich packte meine sieben Sachen und machte mich, diesmal
etwas früher, auf den Weg zu meiner Hauptnahrungsquelle - 7/11. Die kleinen Läden sind praktisch an jeder Ecke zu finden und verkaufen neben Zeitschriften und Tabak auch
Körperpflegeprodukte, sowie kleine Snacks und Fertiggerichte.
Onigiris, kleine, in Noriblättern gewickelte Reisklumpen, gefüllt mit eingelegter Pflaume und/oder Seetang, es gibt sie aber auch mit diversen Fischsorten, haben sich mittlerweile als
gutes Frühstück und perfekte Verpflegung für unterwegs herauskristallisiert. Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig werde ich diese und den merkwürdigen, ungesüßten grünen Tee in PET Flaschen
zukünftig an österreichischen Tankstellen auf alle Fälle vermissen.
Über Passstraßen nach Tomamu
Wieder zurück im Auto bereitete mir mal wieder die Bedeutung einiger Kanji Probleme, das Navi kennt trotz Umstellung wenig Englisch, und ich probierte voller Elan diverse Kombinationen
um zum Feld der Telefonnummerneingabe, dem Pendant zur Adresseingabe hier, zu gelangen. Wenige Minuten später machte ich mich auf den Weg ins knapp 100km entfernte Hoshino
Resort Tomamu.
Die Route führt nach einigen Kilometern Freilandstraße mit üblicher Tempo 50 Beschränkung, weiter auf eine Passstraße, westlich von Furano, in Richtung Süden.
Mittlerweile habe ich mich an die allgegenwärtige Toleranz angepasst und bin etwas zügiger unterwegs, man ist schließlich überwiegend allein auf den Straßen. Die Fahrweise machte sich
bemerkbar und Sprit wurde knapp. Kurz vor dem Resort ließ ich nochmal tanken. Richtig, man lässt hier entweder tanken, oder kommt in den Genuss von Tankautomaten die nochmal ein Vielfaches
eigenwilliger und für meine Augen verständnisloser als das verflixte Navi sind. Der Tank ist klein und Benzin günstig, 2300 Yen später gings nun endlich zum Resort.
Ein japanisches Ischgl?
Leider habe ich kein Bild der Talstation parat. Das heutige Video kompensiert das hoffentlich etwas.
Es bestätigte sich, was ich aus meinen Recherchen herausfiltern konnte. Das Areal war gigantisch! Zwar gab es bloß eine Gondel und fünf Sessellifte, dafür werden diese umringt von luxuriösen
Hotelanlagen in allen Formen und Varianten, bis hin zu mehrstöckigen Turmkomplexen. Entgegen Kamui ist hier alles auf Tourismus getrimmt und bis ins letzte Detail mehrsprachig
ausgestattet und durchorganisiert.
An der Talstation, dem Resort Center, konnte ich meine Tageskarte lösen und anschließend weiter zum Safety Management spazieren. Dort sollte sich jeder, der ins Gelände gehen möchte, mit Namen,
Aufenthaltsort, Alter und Blutgruppe(!) eintragen, sowie ein geladenes Handy und Helm vorweisen. Im Austausch erhielt ich eine nummerierte gelbe Armschleife. Diese sollte ich möglichst
bis 15:30 retournieren, ansonsten würde die Suche starten. Wie sich später herausstellte, halten sich die wenigsten an diese aufwändige Sicherheitsmaßnahme.
Mit der Gondel ging es hinauf zum zweithöchsten Punkt. Dort fanden sich eine Bar, ein Restaurant, sowie ein Skywalk, den einige, gut, aber nicht winterlich gekleidete Menschen mit leichtem Schuhwerk entlangspazierten.
Rechts davon führte ein Weg zu den ausgeschilderten Freeriderouten, die in der Nähe des Powder-Express, einem Vierersessellift, mündeten. Die offeneren Hänge zeigten trotz Neuschnee bereits
deutliche Abnutzungserscheinungen und erinnerten eher an eine Rumpelpiste anstatt Powderspaß. Was ich aus Kamui kannte, bestätigte sich auch hier. Wenn man etwas sucht und weitstehende Bäume
nicht scheut, kann man doch eigene Lines und unberührten Schnee entdecken. Bei weitem nicht so entspannt wie gestern, musste man in Tomamu trotzdem schnell sein. Unzählige Gruppen
durchkämmten das Areal um den Powder-Express mit einem Guide innerhalb weniger Liftfahrten. Der Thermenurlaub mit sorglosem Freerideabenteuer für alle, unabhängig der Kompetenzstufe,
wurde an jeder Ecke beworben und natürlich auch gerne wahrgenommen ;-)
Einige kurze und schneereiche Abfahrten konnte ich schlussendlich doch genießen und fürs Video festhalten.
Was man dort nicht sieht ist, dass der Spaß stets innerhalb weniger Schwünge vorbei war, da entweder eine Gruppe den Weg kreuzte, oder der Bereich danach bereits stark zerfahren war. Ich
muss ehrlicherweise gestehen, dass das Video leider einen sehr verfälschten Eindruck vermittelt. Für mich war es eine Erfahrung wert, die ich beim nächsten Mal nicht unbedingt nochmal bräuchte
und stattdessen Kamui hier den Vorrang geben würde.
Es bleibt Meckern auf sehr hohem Niveau, aber nach dieser Erfahrung möchte ich erst recht nicht wissen, wie es in Niseko und Kiroro, den großen und sagenumwobenen Skigebieten
Hokkaidos, zugeht.
In den kommenden zwei Tagen wird es wieder weitaus überschaubarer und vor allem ruhiger, da freu ich mich!
Zwischenstopp beim Supermarkt
Frisches Obst ist eines der Dinge, die die kleinen Läden leider nicht bieten. Mit etwas Glück findet man eine einzelne, in Plastik eingeschweißte Banane .... mit viel Glück.
In der Hoffnung etwas mehr Auswahl zu finden, machte ich während der Heimfahrt noch halt an einem Supermarkt.
Kein großes Wunder, auch diese funktionieren ähnlich wie in unseren Breitengraden. Mit dem Unterschied, dass man kaum etwas findet, was sich auf den ersten Blick identifizieren lässt.
Neben Bananen, Äpfeln, Kiwis und Mandarinen, findet sich im Regal nebenan eine kleine Auswahl an Nüssen und getrockneten Früchten, gefolgt von Süßigkeiten - Die nächsten Tage sind gerettet
;-)
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