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Japow 2019 Teil 17 - Sapporo Teine

Die Wände bzw. Holzverschläge scheinen dicker zu sein als in Biei, erstmalig wurde ich nicht von der Umgebung, sondern vom Telefon geweckt. Ich packte die Sachen und ab zum Auto, diesmal stand bloß eine kurze Fahrt an der Hauptstadt vorbei ins Hinterland bevor. 

Sapporo Teine ist sowas wie der Haus- und Hofhügel der Stadt und war mit einigen Türmen auf dem Hochplateau bereits gut aus der Ferne erkennbar. 


Das Märchen vom ewigen Schnee

Es scheint, als wäre ich zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Wetterbericht widerspricht derzeit völlig dem Erhofften. Seit Tagen kein wirklicher Niederschlag und auch der letzte Hocker Neuschnee liegt bereits eine Woche zurück. Entsprechend fand sich vor Ort eine Situation, wie man sie auch bei uns nur zu gut kennt. Vom Parkplatz aus sahen die Hänge, die in einigen Quellen hochgelobt werden, vielversprechend aus und ich hoffte, mit etwas Ausholen und Inkaufnahme einige Meter zurück zum Lift zu gehen, noch etwas Schnee mitnehmen zu können. 

Mit gelöstem 4h Ticket ging es auf zum Lift. Pure Ernüchterung während der Fahrt hinauf breitete sich aus. Soweit man sehen konnte war kein Zentimeter durch den Wald unberührt, wem möchte man es verübeln, es herrscht eben Angebot und Nachfrage...

Ich bemühte mich so gut es ging aus dem Areal zu entkommen, doch auch am entlegensten Punkt, weit außerhalb des abgesteckten Gebiets rechts der Liftanlagen hatte man keine Chance. Nach einer zweiten Fahrt durch den gekennzeichneten Teil links der Liftanlagen, der geradeso steil genug ist, um nicht zum Stillstand zu kommen, kam ich zum Entschluss, dass das Universum derzeit nicht auf meiner Seite sei, zumindest schneetechnisch. Es blieb nichts anderes übrig, als über die Piste zum Sessellift abzufahren. Irgendwas fühlte sich merkwürdig an, ein Blick auf die hintere Bindung verrät, dass sich die Neigungsverstellung meines Highbacks verabschiedet hat und dieser nicht steil nach vorne, sondern gerade nach oben stand - kein Wunder, dass der Kantendruck überschaubar war.

 

In der Hoffnung die fehlenden Teile womöglich doch im Auto zu finden, lief ich zurück zum Parkplatz. Glücklicherweise fand ich den Verstellkeil, von der dazugehörigen Schraube fehlte jedoch jede Spur. 

"Die Bindung ist nicht mehr die jüngste, das kann mal passieren. Wie schwer kann es schon sein eine metrische Schraube aufzutreiben" dachte ich und wurde beim Versuch am Verleih der Talstation erstmalig unhöflich und unverzüglich abgewimmelt. Mit eher schlechter Gemütsverfassung, machte ich mich an den Weg abwärts. Ich trat die Reise leider mit völlig überzogenen Erwartungen an. Tatsächlich wurde mir erst heute bewusst, dass die wenigsten, die hier herkommen permanent die Zentralalpen als Referenz vor der Nase haben. Kamui und Tomamu waren absolut spaßig, keine Frage, dennoch kann ich aus bisheriger Sicht nicht sagen, dass Japan der ultimative, mit nichts vergleichbare Shit in Sachen Freeriden wäre und ich so etwas in den Alpen nie und nimmer erleben könnte. (okay, okay, die Sache mit Vulkanen und Onsen relativiert die Sache etwas ;-))

Nach der Weisheit des Tages landeten Board, Boots und Rucksack im Auto und ich machte mich, keine Stunde nach Ankunft, auf den Heimweg. Somit können die 4000 Yen der Liftkarte als schlecht investiertes Lehrgeld gesehen werden. Bei wem soll man die Schuld suchen? Die Gebiete währen bei Neuschnee sicherlich der absolute Hammer, wie auch in Österreich. Wenn das Wetter, für die Jahreszeit eher untypisch, nicht mitspielen will, dann ist das eben so. 

Mit dem Auto talwärts entdeckte ich aus dem Augenwinkel einen offensichtlich stillgelegten Einzelsessellift neben einem Anfängerhügelchen. Die kurze, ebenfalls brachliegende Piste sah einladend aus. Da es sowieso nichts mehr zu verlieren gab, machte ich spontan halt. Am Parkplatz aufgefellt war der Gipfel keine dreißig Minuten später erreicht. Nach einer Runde um die leerstehende Bergstation der Liftanlage ging es wieder talwärts, es reichte zumindest für einige wenige Schwünge im leichten Powder.


Auf der Suche nach Ersatzteilen

Wieder im Auto bemühte ich Google Maps und die Suche nach Sportgeschäften in Sapporo um Ersatz für die Bindung zu beschaffen. Der erste Versuch, ein kleiner Laden südlich der Stadt, scheiterte leider, doch der Besitzer gab mir die Adresse eines etwas größeren Ladens im Zentrum.

Dreißig Minuten und acht Kilometer später stand ich in der Werkstatt einer Sporthauskette. Ein kleiner Schraubenfundus befand sich in einem umfunktionierten Aschenbecher, der glücklicherweise eine einzige passende Schraube beinhaltete. Diese sollte den Keil zumindest temporär an der Bindung halten. 

 

Die Bindung war gerettet und so bleibt dieser Tag nur eine mittelschwere Enttäuschung beziehungsweise eher gesagt eine Erkenntnis, dass auch auf der anderen Seite des Planeten ähnliche Verhältnisse herrschen können.

Laut Wetterbericht ist leider bis auf weiteres kein signifikanter Neuschnee in Sicht. Da der morgige Tag sowieso als Ruhe-, bzw. Sightseeing-Tag, mal sehen was Otaru so zu bieten hat, gedacht wäre, werde ich mich um eine alternative Planung bemühen. Aus jetziger Sicht macht es wenig Sinn weitere Skigebiete anzufahren und stattdessen eher eine kleine Tour fernab des Trubels zu suchen. 


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