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Japow 2019 Teil 23 - Ein Satz mit X

Das Futonbett werde ich wohl nicht vermissen. Am Morgen war es Zeit die Sachen zu packen und langsam aber stetig die Heimreise anzutreten. Nicht ganz problemlos gelang es nach einer Weile doch die Koffer wieder halbwegs transportfähig zu bekommen. Bevor es für meinen Rückflug zurück nach Sapporo beziehungsweise Chitose ging, stand noch eine kleine Tour im südlichen Teil der Insel am Plan. 

 

Bei strahlend blauem Himmel und angenehmen -6°C bot sich während der Fahrt eine herrliche Sicht auf Niseko und auch den Mt. Yotei, einem der größten Vulkane der Insel. 


Dead End

Kurz vor geplanter Ankunft ließ mich mein guter Freund Google Maps erstmalig im Stich. Die Route, die zum Onsen führt, der als Ausgangspunkt der Tour diente, endete rund zehn Kilometer zu früh mit einem Hinweis, dass die Straße ab diesem Punkt nicht weiter geräumt werde. Soweit wäre es kein Problem, allerdings blockierte ab dort eine zwei Meter hohe Schneewand die Weiterfahrt, nichts, was sich so einfach bezwingen ließe. 

 

Ich beschloss das Auto abzustellen, das Beste draus zu machen, fellte das Board auf und marschierte ein wenig den Hügel hoch um die Lage zu checken. Kurze Zeit später konnte ich zur Orientierung die topographische Karte der Ortsvox-App zu Hilfe ziehen. Obwohl der Ausblick nicht ganz dramatisch wirkte, prophezeite die Karte leider einen mehrere Kilometer langen Geradeauslauf, bis es zur ersten signifikanten Steigung zum angepeilten Gipfel käme. Ein weiterer Blick auf Google Maps verriet, dass die kürzest mögliche Umfahrung der Route eine weitere Stunde in Anspruch nehmen würde.

 

Wenig motiviert noch länger als notwendig im Auto zu hocken, beschloss ich wieder zum Auto zurückzukehren, das schöne Wetter zu nutzen und dort die Snowboardtasche inklusive aller Gefahrengegenstände für den Flug vorzubereiten, daher gibt es für heute leider kein Video.


Winter - Sonne - Sonnenschein

Eine zweistündige Fahrt nach Sapporo stand bevor. 

Bei einwandfreiem Wetter und zwangsläufig viel früher als geplant sollte es eine entspannte Sache werden. 

 

Mit anderthalbfacher Lichtgeschwindigkeit Richtung Hauptstadt fing ich an die Hintergrundbeschallung names Radio wieder bewusster wahrzunehmen. "Was geht jetzt ab?! - Das ist doch deutsch?" Im Radio spielte Tim Bendzko's "Nur noch kurz die Welt retten" - was man nicht so alles in Japan erlebt, das erste kleine Highlight des Tages. 

 

Am Parkplatz des Autoverleihs eingetrudelt nahm mir ein Mitarbeiter den Schlüssel des Allradwürfels ab und freute sich zugleich sichtlich das Auto wieder in einem Stück vorzufinden. Mit Rucksack, Koffer und zwei Meter Snowboardbag im Gepäck schleppte ich mich anschließend ins Innere des Bahnhofs nebenan.


Erhebliche Verspätung

Der einzige Laden auf der Insel ohne Schiebetüren ist natürlich der Bahnhof. Vollgepackt ist es eine kleine koordinatorische Herausforderung sich selbst die Tür mit dem Kopf aufzuhalten um die Tasche möglichst in einem Zug durch zu bekommen. ;-)

 

Den Blick wieder geradeaus gerichtet musste ich erstmal kurz stehenbleiben. Ein Bahnhof mag belebt sein, aber so viele Leute auf einmal sah ich schon lange nicht mehr. Schulter an Schulter schoben sich die Passanten durch die Gänge. Kein Vergleich zum Tag meiner Ankunft, das Schneefestival scheint sich bemerkbar zu machen. 

 

Da mein Flug am 5. recht früh startet, nahm ich mir für die letzten zwei Nächte ein Hotel in unmittelbarer Flughafennähe bei Chitose. Um dorthin zu kommen bot mir die Karte über dem Ticketautomat entweder die Rapid-Variante, die nur vier Mal auf der Strecke stehenblieb, oder den normalen Regionalzug an. Ein Infoscreen in unmittelbarer Nähe schrieb eine erhebliche Verspätung für den Rapid-Zug von sage und schreibe 4 (vier!) Minuten. Diese Verzögerung war natürlich in keinster Weise tolerierbar, so entschloss ich mich für den Regionalzug. Ganz im Ernst, der Rapid-Zug mag zwar die schnellere Variante sein, doch ist dieser im Regelfall auch vollgepumpt mit Menschen. Das wollte ich mir und all dem Zeug im Schlepptau über fünfzig Minuten Fahrzeit ersparen und fuhr daher zwar zwanzig Minuten länger, dafür mit Sitzplatz und ausreichend Platz für die Koffer ab. 


Indisch geht überall?

Das Hotel befindet sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Chitose und war schnell erreicht. Eine nette Abwechslung nach zehn Nächten in Gästehäusern wieder mal in einem Hotelzimmer mit eigenem Bad zu sein. Bezahlt wurde wie üblich hier im Voraus, diesmal an einem eignes dafür eingerichteten Automaten gegenüber der Rezeption.  

 

Eine Sache, die mir mittlerweile wirklich auf die Nerven geht, ist die ständige Suche nach etwas Essbaren. So lächerlich es klingen mag, ich hab absolut keine Ansprüche und würde nehmen was angeboten wird, dennoch hat kaum ein Restaurant, von Imbissbuden ganz zu schweigen, hier auch nur im Ansatz eine vegetarische Option im Angebot. In Convenience-Stores ist man auf Onigiris mit Seetang oder eingelegter Pflaume, mit etwas Glück auf Bananen oder Eiersalat-Sandwich festgenagelt. Irgendwann kann man das auch nicht unbedingt sehen und alle anderen Snacks, Fertiggerichte oder Kleinigkeiten aus der Heißtheke kann man in meinem Fall knicken, da mindestens ein halbes Schnitzel mitrumschwimmt.

 

Unweit vom Hotel entfernt entdeckte ich ein indisches Restaurant und es schien, entgegen vieler anderer Lokalitäten an einem Sonntagnachmittag, sogar geöffnet zu haben. Die Karte bot gleich eine ganze Palette an verschiednenen Gemüse-Currys mit einer breiten Auswahl an passenden Fladenbroten. Nach der langen Zeit auf Zwangsdiät das zweite Highlight des Tages und mein erstes vollwertiges (und verdammt leckeres!) Mittagessen seit Tagen. Indisch scheint echt überall zu gehen. 

 

Am Heimweg lief ich an einem Schild vorbei, das mich an den Informationszettel über die Öffnungszeiten des Onsen im ersten Hotel erinnerte. Hier hat man nicht bis 1:00 nachts, sondern bis 25:00 geöffnet ;-)

 

Für morgen geht's nochmal mit dem Zug in die Großstadt, das Schneefestival von Sapporo steht an und ich werde im Zuge dessen eine kleine Sightseeingtour einlegen, bevor es am Dienstagmorgen wieder nach Hause geht.


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