Der letzte Tag startete stürmisch, über Nacht schien es wechselweise geschneit und gegantet zu haben. Die einstige Schneedecke wich großen Pfützen auf dem Weg zum Bahnhof.
Während der Zugfahrt nach Sapporo bemerkte ich erstmalig an mir selbst, was ich bereits im Vorfeld immer wieder las.
Obwohl der Zug nach dem dritten Zwischenstopp bereits ordentlich gefüllt war, bevorzugten die Japaner lieber zu stehen, als sich neben einen Nicht-Japaner zu setzen. Da ich nicht der Einzige bin, den dieses Schicksal begleitet, nahm ich es nicht ganz persönlich und freute mich über die Extraportion Personal Space in Relation zur dicht gedrängten Sitzbank gegenüber ;-)
Am Hauptbahnhof angekommen machte ich mich auf den Weg zum Central Park von Sapporo, der diese Woche zum Zentrum des Schneefestivals wurde.
Tatsächlich orientierte man sich bei der Gestaltung der Stadt im späten 18. Jahrhundert am Schachbrettmuster, ausgehend von einem zentral gelegenen Park einer gewissen amerikanischen Großstadt. Glücklicherweise kam man auch ohne Nutzung des U-Bahnnetzes zu Fuß gut voran und konnte die großen Kreuzungen diagonal passieren, da beide Fahrtrichtungen für Autos gleichzeitig auf Rot schalten.
Mit dem Wissen, dass hier der Tag grundsätzlich etwas später startet, hoffte ich gegen neun Uhr morgens dem großen Ansturm im Park noch zu entschwinden. Das klappte subjektiv teilweise. Für mich sind es sowieso immer zu viele Menschen, aber im Vergleich zu den Bildern, die man vorab sah, wirkte alles noch recht entspannt.
Bildhauereien aus Schnee und Eis
Die Reise startete, je nach Betrachtungsweise, am Anfang oder Ende des Parks beim TV-Tower, der auch als Aussichtsplattform missbraucht werden konnte.
Von dort aus reihten sich links und rechts kleine Stände, wie man sie von unseren Weihnachtsmärkten kennt, aneinander, meist mit irgendwas Essbarem im Angebot, aber auch, man möchte es nicht glauben, mit russischen Fanartikeln. Zwischendrin fanden sich immer wieder Souvenirstände, die allesamt den gleichen Krempel anboten mit überraschend langer Schlange daneben. In den einstigen Grünflächen, der Mittellinie des Parks reihten sich in weiterer Folge riesige Schneeskulpturen, die aus übereinander gestapelten 2x2x2m Würfeln herausgeschnitzt wurden. Mittlerweile setzte wieder starker Schneesturm ein, die natürliche Reaktion der breiten Masse, einfach die Regenschirme aufzuspannen und diese vom Wind verwehen zu lassen, machte das Durchschlängeln für mich zu einer kleinen Challenge. Ich bin nicht der Kleinste und mit den vielen Schirmen auf meiner Kopfhöhe fürchtete ich zeitweise um mein Augenlicht ;-).
Leider machte der starke Schneefall auch meiner Kamera Probleme. Diese ist für gewöhnlich am Träger des Rucksacks befestigt und bei Schlechtwetter mit einem Kunststoffsack gegen Feuchtigkeit geschützt.
Durch das ständige Auf- und Abnehmen des Regenschutzes sammelte sich mit der Zeit überall Feuchtigkeit an und ich beschloss die Kamera lieber im Rucksack zu verstauen, bevor sie noch endgültig absäuft. Daher musste ich mich leider auch mit den Fotos etwas zurückhalten.
Aufwärmen im Shoppingcenter
Nach einer Runde um den Park hatte ich soweit alles gesehen. Gut angefeuchtet und etwas von den Menschenmassen geplagt suchte ich die Flucht nach vorne in eines der Shoppingcenter nahe des Bahnhofs um mich aufzuwärmen.
Zwar bin ich absolut nicht der große Einkäufer, es ist aber immer wieder spannend zu sehen, was andere Länder in der Hinsicht für Eigenheiten zu bieten haben.
Im Untergeschoss, was hier nicht mit 0, sondern allgemein mit 1 gekennzeichnet ist, startete ich meine Schlenderei. Wenige Meter später fand sich zu meiner Freude wieder ein indisches Restaurant. Die Mittagszeit war mittlerweile angebrochen und zum zweiten Mal in Folge konnte ich richtig gut essen und, da der Inhaber zwar schon einige Jahre hier lebt, aber durch die Welt gekommen ist, auch mal mehr als zwei erzwungene Worte auf Englisch wechseln.
Quer durch die Mall
Gut gestärkt setze ich meine Runde durch das achtstöckige Gebäude fort. Bis auf die Eigenheit, dass sich vor beinahe jedem Restaurant lange Schlangen bildeten und es sogar hierfür eigens eingerichtete Absperrungen und Sitzmöglichkeiten gab, reihte sich ein Modeladen an den anderen.
Einige Stockwerke weiter oben sah die Welt etwas anders aus. Man kam zu einem "Marketplace", in dem sich, schwach abgegrenzt, mehrere Läden befanden, die Schmuck und Accessoires, sowie Wolle und Zubehör, Teppiche, bis hin zur Einrichtung anboten. Meine Schwäche für Möbel sollte hier das ein oder andre Bild erklären ;-).
Und weg ist die Karte
Am frühen Nachmittag reichte es mir und ich machte mich wieder auf den Heimweg. Da mein letztes Bargeld noch beim Donut-Laden neben den Ticketautomaten draufging, versuchte ich mein Glück beim Ticketkauf erstmalig mit der Kreditkarte. Wie sich herausstellte, war der Slot mit "Card" nicht für EC oder Kreditkarten gedacht, wie mir der nette Mitarbeiter, der meine Karte wieder aus dem Automaten befreite mitteilte, und nur die ersten drei Stück zu meiner Linken einen weiteren Einschub darunter boten - man lernt nie aus.
Eine entspannte Zugfahrt später sitze ich nun wieder im Hotel und freue mich doch auf die Heimreise. Der Online-Check-In und somit die Sitzplatzreservierung funktionierte leider für den bevorstehenden Flug nicht und ich lass mich überraschen, was neben akutem Schlafmangel und einer Nackenschelle für meinen Tagesrhythmus, so auf mich zukommen wird.
Das nächste und letzte Update folgt voraussichtlich im Laufe des Mittwochs, gefolgt von einem abschließenden Resümee zur Reise.