Der Tagesausflug nach Sapporo setzte mir doch mehr zu als erwartet. Völlig ungeplant schlief ich kurz nach Fertigstellung des letzten Blogeintrags am frühen Abend ein und wachte erst gegen fünf Uhr morgens zu dem lieblichen Schrillen meines Weckers wieder auf. Mein Flug sollte laut Plan um 7:50 starten, also blieb noch ausreichend Spielraum alles nochmals zu checken und mein Zeug in die Lobby zu verfrachten.
Da der erste Shuttleservice des Hotels leider erst um 6:30 abfuhr, entschloss ich mich kurz vor sechs ein Taxi zu nehmen um möglichst nicht im Stress zu versinken. Glücklicherweise stand eines bereits am Hoteleingang parat. Der Fahrer hatte sichtlich Mühe den Beifahrersitz umzuklappen und die 23kg schwere und 1,8m lange Snowboardtasche ins Auto zu laden, wollte sich aber von mir auch nicht helfen lassen.
Sechs Minuten später und 1500 Yen ärmer stand ich am Terminal und suchte den JAL Schalter, der diesen ersten British Airways Flug von Chitose nach Tokyo durchführte.
Alles easy
Wie bereits angesprochen funktionierte diesmal der Online-Check-In, der bereits 24h vorab möglich gewesen wäre, nicht und ich hoffte auf eine gute Sitzplatzzuteilung durch die nette Dame am Schalter.
Mit wenigen Worten, aber einleuchtenden Deutungen auf Bilder wurde gefragt, ob ich Gefahrengegenstände mitführe, was ich durch einen Fingerzeig auf das Bild eines Lawinenrucksacks, gefolgt vom Vorzeigen meiner Variante, anmerkte.
Die Dame am Schalter tippelte eine Weile vor sich hin währenddessen zwei weitere Arbeiter versuchten meine sperrige Tasche irgendwie auf die kleine Kofferwaage zu bekommen. Vergebens ließen sie es irgendwann bleiben und vertrauten mir mich an die Beschränkungen gehalten zu haben.
Womöglich hatte es etwas mit der Zusatzerfassung beim Check-In zu tun, aber diesmal machte der Sicherheitscheck bzw. die Kartusche des Avabags absolut keine Probleme und ich konnte zügig meinen Weg zum Gate fortsetzen.
Die Sache mit dem Essen..
Der Flug nach Tokio war glücklicherweise nur von kurzer Dauer. Im Vergleich zum Hinflug war es diesmal aufgrund von voller Besetzung etwas weniger entspannt, gerade hinsichtlich Bewegungsfreiheit. Nach weniger als anderthalb Stunden konnte ich die voll ausgebuchte Maschine, mit extra enger Sitzreihenaufteilung, verlassen und vorsichtigen Schrittes wieder Gefühl in meine Beine bekommen.
Nach einem weiteren unerwartet unkomplizierten Sicherheitscheck am Flughafen Tokio ging es weiter zum Gate.
Da ich am Vorabend ungewollt zu früh einschlief und so weder Abendessen, noch am Morgen ein Frühstück genießen konnte, wollte ich dies gerne am Flughafen nachholen. "Dank einer Wartezeit von zweieinhalb Stunden eigentlich kein Problem", dachte ich.
Haha! Ich hatte mich mittlerweile damit abgefunden, dass eine simple vegetarische Ernährung so seine Schwierigkeiten in Japan mit sich bringt. Ich hätte allerdings nicht erwartet, dass es an einem großen internationalen Flughafen notwendig ist, rund eine Stunde den Terminal entlangzuwandern um auch nur im Ansatz irgendwas zu finden, worin keine halbe Kuh schwimmt. Zahlreiche Restaurants, an denen man vorbeiläuft, bieten keinerlei fleischlose Gerichte an, Imbissbuden stehen nicht viel besser da. Nichtmal ein bekacktes Eiersalat-Sandwich gab es ohne in einer Kombobox mit Thunfisch zu liegen. Völlig entnervt und mittlerweile ausgehungert fand ich schlussendlich doch noch einen kleinen Stand mit einer Soba-Variante, was zwar mit Sicherheit nicht vegetarisch war, aber das geringste Übel. Es ist für mich auch jetzt im Nachhinein völlig unbegreiflich, wie es möglich ist, alle zwei Meter in einen Laden mit bescheuerten Gucci-Handtaschen und anderem unnötigen Blödsinn zu laufen, aber irgendwas Fleisch - oder Fischloses zu finden, ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Beinfreiheit?!
Endlich wieder gestärkt und zurechnungsfähig startete pünktlich am frühen Nachmittag das Boarding für den Flug nach London.
Leider hatte ich auch hier beim Sitzplatz weniger Glück und fand mich am Fensterplatz neben einem älteren japanischen Ehepaar wieder.
"Die zwei Mal zur Toilette werd ich mich schon durchmogeln, den Rest übersteh ich schon", dachte ich mir, als ich kurz darauf die Rückenlehne des Vordermanns ins Gesicht geknallt bekam...
Diese nette Dame, der ich natürlich für die Zukunft nur das Beste wünsche, schien mich völlig zu ignorieren und reagierte dank Kopfhörer weder auf Ansprechen, noch auf zartes Rütteln. Das war es dann auch mit der Beinfreiheit...
Ich muss an dieser Stelle nochmals die freundliche Flugbegleitung lobenswert erwähnen. Wie auch beim Hinflug wurde sich zuvorkommend um einen gekümmert und mit etwas Freundlichkeit auch gerne Sonderwünsche, wie das Auffüllen der Wasserflasche erfüllt, die ein oder andere Knabberei zugesteckt und sogar zum Abendessen ungefragt ein zweites Gläschen Wein gereicht.
Da der Flug diesmal am Ankunftsort abends landete, beschloss ich nicht zu schlafen, durchzubeißen und möglichst erst zu Hause die Augen zu schließen, um meinen Tagesrhythmus nicht völlig zu killen. Irgendwann war auch dieser Flug vorbei und mit kurzen und vorhersehbaren Reibereien bzgl. des Lawinenrucksacks in London erwarteten mich die letzten zwei Flugstunden nach München.
Home Sweet Home
Ohne weitere zu tiefst prägende Ereignisse ging der Flug, dank fehlender Sitznachbarn und daraus resultierend ordentlich Beinfreiheit, schnell vorbei.
Kurze Nervosität erwartete mich noch beim Gepäckband, da ich diesmal die Tasche bis nach München komplett durchchecken konnte und, pessimistisch wie ich bin, absolut nicht davon ausging, diese in naher Zukunft wiederzusehen.
Nachdem die reguläre Gepäckausgabe abgearbeitet war, rollte ein Wagen mit Sperrgepäck herein und bereits von Weitem konnte ich mein grün-schwarzes Snowboardbag erblicken - meine kleine Welt war wieder im Lot.
Das Auto war über die letzten zwei Wochen bei einer Parkplatzvermietung nahe dem Flughafen deponiert, die mich im Handumdrehen vom Terminal abholte. Erstmals wurde mir als Beifahrer bewusst, dass es durchaus spannend sein kann, nach der Zeit im rechtsgelenkten Allradwürfel mit Automatik und umgekehrter Blinker-Scheibenwischer-Positionierung, im Linksverkehr wieder in meinen 5,3m langen Bus zu steigen. Noch als Beifahrer wäre meine Spurwahl beim ersten Linksabbiegen auf der falschen Straßenseite geendet. ;-)
Glücklicherweise war es schlussendlich doch weniger schlimm als erwartet, man gewöhnt sich recht schnell wieder an die altbekannte Verkehrslage. Das einzige, was mich auch heute noch amüsiert ist das winken des Scheibenwischers, jedes Mal wenn ich den Blinker setzen möchte - mal sehen, wann sich das wieder einpendelt.
Vier Stunden und einen Powernap später, traf ich gegen zwei Uhr morgens wieder in Klagenfurt ein und freute mich unheimlich aufs heimische Bett. Somit ist mittlerweile fast alles wieder beim alten und die Japanreise mit zahlreichen neuen Eindrücken geschafft. In einem finalen Blogeintrag zu dem Thema werde ich in den kommenden Tagen nochmals ein kleines Resümee ziehen, die Kosten offenlegen und noch den ein oder anderen Tipp, der mir zeitweise den Allerwertesten gerettet hat, festhalten.
Kommentar schreiben