Längst überfällig oder doch lieber spät als nie? Mir fällt keine ausrede ein, es hat jedoch mal wieder etwas länger gedauert um den Rückblick mit dem dritten und letzten Teil abzuschließen.
Der Vorabend ging für einige früh, für andere doch eher spät zu ende, entsprechend vielseitig wirkten die Gesichtsausdrücke am Frühstückstisch.
Tag 3 - Was sind Harscheisen?
Von den hervorragenden Bedingungen des Vortages angetrieben setzen wir uns diesmal ins Auto und fuhren wieder auf die andere Seite des Tales, diesmal noch ein Stückchen weiter außerorts. An einem Kreisverkehr wartete bereits Markus, unser Guide, der glücklicherweise davon absah, sich die Zeit unserer Verspätung mit einigen Runden um den Kreuzungsersatz zu vertreiben.
Entgegen des Vortages wollten wir uns an diesem Tag auch die Abfahrt absolut ehrlich uns ohne weitere Aufstiegshilfen verdienen. So machten wir uns mit aufgefellten Brettern und hochgekrempelten Ärmeln über den Hirschgraben auf den Weg zum Klingspitz. Eine herrliche, etwas abgelegene Tour, die nicht jeder kennt und auch an einem Sonntag entsprechend ruhig war.
Vom Parkplatz aus, der ohne Allrad und Ketten gerade so für meinen Van erreichbar war, führte die Route durch ein Waldstück, der linken Kesselscharte entlang, zum Gipfel.
Da wir bereits etwas spät dran waren, verzichteten wir schweren Herzens auf die ein oder andere Pause und beschlossen eher zügigen Schrittes die rund 1000 Höhenmeter zu überwinden.
Zwar lag die Lawinenwarnstufe bei 1, jedoch konnte man das Hauptproblem an einigen Stellen, besonders an Sonnenintensiven Hängen gut erkennen. Die Gleitschneeproblematik beruhte auf dem eigenwilligen Wetter der bisherigen Wintersaison.
Der Untergrund war gut aufgewärmt als er von neuen Schneemassen eingekesselt und so isoliert wurde. Entsprechend arbeitet der Untergrund, beinahe völlig unabhängig der Wetterlage, Tageszeit und Sonneneinstrahlung, bis dieser die untersten Schneeschichten nicht mehr tragen konnte und so die gesamte Schneedecke an einigen Stellen abriss. Um dieses Risiko zu minimieren umgingen wir diese kritischeren Stellen großräumig.
Hierbei machte sich erstmalig auch ein unterschied zum Kantar bemerkbar. Durch die breitere Nose und fehlender Routine lief ich mir wieder vermehrt über die eigenen Bretter und auch die ein oder andere Hangquerung gestaltete sich zeitweise etwas abenteuerlicher. Womöglich war es auch die rosarote Brille des Vortages, aber rein subjektiv gefiel mir auch hier das Kantar deutlich besser.
Während der letzten 150-200 Höhenmeter bis zum Gipfel entschieden sich Wind und Wetter vermert gegen uns. Das abgewehte, steile stück bis zum Ziel machte es hier nicht angenehmer.
Es hieß Zähne zusammenbeißen und dran bleiben, weit war es nichtmehr. Die, die schlau genug waren Harscheisen einzupacken, die je nach Bindung mal mehr, mal weniger homöopathischer Natur sind
rüsteten auf.
Da es für mich nach jedem Schritt vorwärts zwei Schritte abwärts ging, entschied ich mich das Board auf den Rücken zu verfrachten und den Rest der Strecke mit den Boots zurückzulegen.
Am Gipfel angekommen rechte die Zeit für ein kleines Päuschen und das obligatorische Gruppenfoto. Gut gestärkt freuten wir uns bereits auf die Abfahrt, die uns zwar nicht mit Sonnenschein, dafür aber mit Pulverschnee begleitete. In der Tat bot der rund 35° steile Hang nach den ersten abgewehten Metern herrlichstes Fahrvergnügen und das Nevado war hier definitiv in seinem Element.
Was mich anfangs irritierte, mit der Anzahl der Turns aber immer mehr begeisterte war das kurze, knackige Tail, das absolut ungewohnt und unerwartet viel Feedback bot und einem beim Lastwechsel nochmal zusätzlich hinauskatapultierte.
Gefolgt vom ersten Teilstück führte unsere Abfahrtsroute wieder zurück in den breitgesteckten Wald, einigen Rinnen und kleinen Sprüngen entlang bis hin zurück zum Parkplatz. Nach diesem Ausflug war die Freude, sowie die Erschöpfung gleichermaßen groß, was absolut nicht negativ zu werten ist, sondern vielmehr von einem Großartigen Tag schließen lässt! Aus bretttechnischer Sicht muss ich zugeben, dass mich das Kantar rundum mehr überzeugte, zwar war es im Powder nicht ganz so aggressiv und surfig zu fahren, für mich aber dennoch einfach gewohnt harmonischer.
Das Equipment wanderte wieder ins Auto und wir folgten Markus für ein abschließendes gemütliches Zusammensitzen noch in die nächstgelegene Bäckerei.
Gegen 15:00 hies es am Hochkeilhaus Abschied nehmen und rückblickend auf ein großartiges Wochenende die Heimreise anzutreten.
Auf diesem Wege möchte ich mich nochmals bei Patrick und seinem Team von Splitboarding.eu für das geniale Wochenende bedanken! Es war mir wieder mal eine Freude und ich kann es kaum erwarten bis der lästige Sommer endlich rum ist! ;-)
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