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Kyrgyzstan 2020 Teil 5 - Zu den Jurten, Tag 3

Nurbek, der zusammen mit Akim die Jurten am Berg am Laufen halten, und seine Familie bereiteten am Abend einen kleinen Schlafraum mit dicken Decken und ich traue mich für alle sprechen, dass wir den besten Schlaf seit langem hatten. 

 

Der nächste Morgen startete gegen 8 mit einem üppigen Frühstück bestehend aus Pasta mit etwas Käse, Karotten und Chili und zwei harten Eiern obendrauf. Die Pferde, die unseren Krempel zu den Jurten bringen trafen gegen 9:00 ein, luden alles auf und machten sich, kurz vor unseren kleinen Tourstart, auf den Weg. 

 

Für uns folgte ein rund dreieinhalb Stunden gemütlicher Marsch zum Camp. Sehr ungewohnt zu entdecken war, dass es auf der Sonnenseite wahnsinnig warm wird, während die schattigen Bereiche bitterkalt bleiben. Viel mehr als eineinhalb Meter an Schnee kommen über die Saison nicht zusammen, somit sind die Südhänge im Regelfall kahl während die Nordhänge einen wahnsinnig spannenden „Christazuckerartiges“ Snowpack bietet. 

 

Eric, der freiwillige Helfer, hatte es für mein gemütliches Marschtempo etwas eilig und brachte uns so zügig zum Ziel. Ich muss gestehen, dass sich die vergangenen Tage und womöglich auch der Stress in den Vorwochen etwas zu schaffen machte und ich ein ganz eigenartiges Gefühl aus Überanstrengung und leichter Übelkeit nach oben schleppte. Ich hoffe, das legt sich in den kommenden Tagen, andernfalls gehe ich es einfach gemütlicher an und verbringe mehr Zeit im Camp. ;-) 

 

Bei den Jurten warteten Jules & Xavier auf uns, die uns in den nächsten Tagen ihr kleines Gebiet zeigen werden. Nach einer kleinen Camptour, es gibt drei Jurten, eine für Guides, eine für Gäste und eine, die als Küche und Aufenthaltsraum dienst (wobei Akim und Nurbek in dieser auch schlafen). Ein paar Meter den Hang hinauf befindet sich ein einladendes Plumpsklo. Wichtig hier ist, dass eine offene Tür bedeutet, dass die Konstruktion gerade genutzt wird und folglich jemand eine großartige Aussicht genießt. Die Jurten selbst sind wahnsinnig gemütlich und durch einen kleinen Ofen sehr warm, solange dieser läuft. In der Nacht soll die Temperatur tendenziell in Richtung 0 gehen, was bei einer üblichen Außentemperatur von -15/-20°C doch noch ganz angenehm ist. In der Mitte befindet sich ein Tisch, um diesen finden sich traditionelle Matratzen wobei an jeder Seite des Tisches zwei Personen Platz finden. Neben dem Ofen ein Behältnis zum Schneeschmelzen als Trinkwassergewinnung und rundherum an den Wänden einige Haken, um unser Zeug zu trocknen. Für etwas Licht sorgen kleine LEDs, die mit einer Batterie (die tagsüber über Solarpaneele geladen wird). Minimalistisch und wahnsinnig gemütlich, was braucht man mehr? ;-) 

 

Die Zeit war richtig für einen kleinen Imbiss in der Küchenjurte. Eine kleine Suppe in der ich Kartoffelknödel, die anderen eine Art Tortellini vorfanden. Wiederum einfach, aber gut.  

Gut gestärkt folgen ein paar Formalitäten (rechtliches, ect) und ein kleiner Lawinensicherheit-Crashkurs, gefolgt von einer ersten kleinen Tour. 

 

Side Note: Im Vorfeld machte ich mir Sorgen, ob meine Snowboardasche ankommen wird, da Ryan, Jules, Xavier und Erik alle ohne Gepäck ankamen. Nicht nur das, auf den Flügen von Istanbul nach Bischkek schaffte es kein einziges Gepäckstück von einem Passagier nach Bishkek.. Es scheint, als mache der neue Terminal in Istanbul Probleme…. 

Die erste kleine Wormup-Tour führte durch den Backyard in Richtung Eggs & Bacon (true story ;-)) … Die Leute, die eine Region vom Camp aus zum ersten Mal durchqueren, haben die Ehre diese inoffiziell zu benennen. 

 

Eine gemütliche Tour, rund eine Stunde Marsch bracht uns schlussendlich zum Tagesziel. Nach dem üblichen und notwendigen Umbau vom Board folgte die erste Kostprobe von kirgisischem Schnee. 

Ein sehr, sehr unerwartetes Feeling, irgendwo zwischen fluffy Japow und mitteleuropäischen Firnabfahrten. Man schwimmt an der Oberfläche jedoch bietet die Schneedecke gleichzeitig ordentlich Feedback. Die verhältnismäßig dünne Schneeschicht ist super homogen und der kristallartige Schnee lässt einen auf einem recht konstanten Speedlevel auch steilere Hänge „surfen“. Definitiv eine Sache die sehr cool aber gewöhnungsbedürftig. Gegen vier nachmittags erreichten wir wieder die Jurten und hatten etwas Zeit uns zu regenerieren und die Aussicht vom Klo aus zu genießen ;-) 

 

Abendessen folgte gegen 19:00. Akim, gab das entsprechende Zeichen und Klopfte an unsere Jurte. Die „Küchenjurte“ ist, wie auch die Schlafjurten aufs Minimalste beschränkt. Ein Ofen, ein kleiner Arbeitsbereich, in der Mitte befindet sich ein Tisch und drumherum ein paar Hocker. Gegessen wird aus einfachen Edelstahlschalen, was bei den traditionell kirgisischen Eintopf-Gerichten eine idiotensichere Lösung ist. Wie auch im Dorf gab es heute eine Art Suppe mit etwas Gemüse und einer Einlage. Für mich netterweise wieder vegetarisch . 

 

Es blieb noch Zeit für etwas Smalltalk und ein paar Details, wie dieses Camp überhaupt zustande kam. Die Jurten werden am Ende der Saison immer abgebaut und zu Beginn der nächsten Saison wieder die 6km vom Dorf aus, in Einzelteilen, nach oben befördert. Solange es das Wetter zulässt kommt man mit einem entsprechenden Fahrzeug bis zum Ausgangspunkt. Diesmal brach der Winter etwas früher als erwartet ins Land, sodass das Camp erstmalig rund 50m tiefer liegt als üblich, dafür wurde es mit einem „modifizierten“ Bauwagen, der auch als Lager dient erweitert. 

 

Das schöne hier, und was ich vermutlich gerade am meisten genieße ist die Abgeschiedenheit hier. Weit und breit befinden sich lediglich wüstenartige, schneebedeckte Gebirgszüge. Der Grund, wieso die Jurten und das Konzept überhaupt geduldend wird ist die Zustimmung vom Dorf im Tal bzw. ihren Einwohnern. Auch das zuständige Amt für Forstwirtschaft hat ein strenges Auge auf die „Anlage“ und bestimmt in regelmäßigen Besuchen welcher Baum für Feuerholz gefällt werden darf. Man darf nicht vergessen, dass wir uns hier tatsächlich am Rand von einer steppenartigen Wüste befinden und man nicht einfach willkürlich Bäume umhauen kann, die Anzahl ist einfach stark begrenzt. 

 

Das für uns Gute an der Sache ist, dass wir dadurch auch weit und breit die einzigen sind, die Zugang zu dieser Atemberaubenden Gebiergswelt haben, während andere abgeschieden wirkende Länder und Gegenden immer mehr überrannt werden. 

 

Nach dem Abendessen zogen wir uns in unsere Jurte zurück um Akim und Nurbek auch ihren Rückzugsort zu überlassen. Xavier, einer der Guides, brachte ein paar Würfel, sowie Stift und Papier vorbei und zeigte uns ein in Kirgistan sehr beliebtes, einfaches Spiel namens „ Yahtzee“, bi uns auch als Kniffel bekannt. Im Grunde geht es darum spezielle Würfelaugen-Kombos zu erzielen, welche entsprechend Punkte aufs Konto des jeweiligen Spielers gutschreiben. Hierbei ist neben etwas Glück aber auch taktisches Gefühl gefragt, da manche Kombos ähnlich leicht bzw. schwer zu erreichen sind, aber, je nach Würfelaugen unterschiedliche viel Punkte bringen. Nach dreizehn Würfelrunden war das Spiel auch eindeutig für Xavier entscheiden, der zugegebenermaßen auch einiges an Erfahrung mitbrachte.  Somit war es gegen 21:30 Zeit fürs Bett. 

 

 

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